In seinem Buch Postmodern Theory and BLADE RUNNER beschreibt Matthew Flisfeder die Charakteristika postmoderner Kulturproduktion und verweist dabei vor allem auf das angespannte Verhältnis der Postmoderne zur Geschichte.

Das Voranschreiten der Geschichte, der Fortschritt als Modell eines gesellschaftlichen Selbstverständnisses, ist der Postmoderne suspekt. Vielmehr, so Flisfeder, seien »our experiences of reality« immer schon »preceded by models and representations, implying, therefore, that our experiences of reality are all a matter of appearance, simulation, and simulacra« (3). Alle Realität sei mittelbar, immer schon eine Überlagerung verschiedener Ebenen von Referenzen, und Geschichte sei nur eine weitere solche Referenz, auf die die Gegenwart zugreift. Ridley Scotts BLADE RUNNER ist für Flisfeder genau deswegen ein prototypischer Film der Postmoderne, weil er inhaltlich, ästhetisch, aber auch in seinem materiellen Status, eben immer nur etwas Vergangenes referenziert und dabei sein eigenes historisches Gewicht aufgibt.

Dank der vielen verschiedenen Bearbeitungen des Films, vom US Theatrical Release (1982) über den Director’s Cut (1992) bis zum Final Cut (2007), von der Buchvorlage über die Comic-Adaptionen bis zur Fortsetzung, ist der Film zu einem historisch-flexiblen Objekt geworden, »always a simulacrum of itself, with each version marking and adding a new layer to the historicity of its form« (Flisfeder 97). Durch die neuen Technologien des digitalen Kinos ist es sogar möglich, wie im Final Cut, digital bearbeitete Szenen hinzuzufügen und so das Kino selbst neu zu denken: »rethought as a new practice of visual art as animation, where live action is but one component of its overall form« (98). Filmemachen wird so zur kontinuierlichen Nach- und Neubearbeitung, zum kreativen Akt »caught in a perpetual present« (98). Betrachtet man Denis Villeneuves Film BLADE RUNNER 2049 aus dieser Perspektive, so fungiert er als eine weitere Schicht der Bedeutung, als nostalgische, also bezugsentleerte und somit im Endeffekt geschichtslose Interpretation der Ereignisse. Wie schon BLADE RUNNER selbst mit seinen die Bedeutung der Geschichte re-arrangierenden Versionen schreibt auch BLADE RUNNER 2049 die Vergangenheit neu, entleert sie teils der alten Bedeutungen und schreibt ihr neue ein.

Momente der Nostalgie

Der Bezug zur Vergangenheit wird im und durch den Film vor allem mittels Nostalgie erreicht, die Geschichte über »Erfahrungen des Verlustes von Ganzheit« konzipiert, und diese ausgleichend mittels materieller Objekte »Bezüge zu einer imaginären Tradition« (Hausstein 421) herzustellen versucht. Dabei ist in der nostalgischen Bezugnahme keine spezifische Vergangenheit gemeint, vielmehr werden gerade die »Objekte, Klänge, Bilder, Gerüche und Geschmäcker« in die gegenwärtige Realität eingefügt, die als vergangen gewertet werden. Ziel der Nostalgie ist es, mittels dieser provozierten Rückbezüge eine alternative Weltsicht zu erschaffen, die der »fragmentierte[n] Persönlichkeit ein Gefühl der […] Kontinuität und ungebrochene[n] Identität« (Hausstein 422) ermöglichen.

Schon die Ästhetik von BLADE RUNNER 2049 verweist eindeutig auf Scotts Film, der seinerseits ein nostalgischer Rückbezug sowohl auf den Film Noir als auch auf frühere Science-Fiction-Traditionen war. BLADE RUNNER 2049 greift damit auf das visuelle Bezugsnetz des Cyberpunk zurück, das BLADE RUNNER mitentworfen hat: fliegende Autos über einem düsteren und desorientierendem Stadtlabyrinth, das nur durch omnipräsente Werbetafeln und Hologramme erleuchtet scheint. Dabei ruft der Film ein Zukunftsbild auf, das in den 1980er-Jahren entworfen wurde, ohne die realen technischen, ökonomischen oder auch sozialen Entwicklungen der letzten dreißig Jahre zu integrieren. Wie Lily Loofborouw in ihrer Rezension bemerkt, ist BLADE RUNNER 2049 »nostalgic for the version of the future that existed in the past – there are no smartphones, and the Pan Am logo flashes in neon lights«. Gerade die Fokussierung des Cyberpunk auf eine Neonlicht-Ästhetik ist selbst ein Element besonders starker Nostalgie, eine »retrofuturistic gesture« (Frelik 93), die auf einen Leuchtstoff verweist, der nur Mitte des 20. Jahrhunderts populär war und sinnbildlich für das Zukunftsideal der Golden Age SF steht. Für Pawel Frelik sind derartige Darstellungen, wie sie in »contemporary texts flaunting their neon sublime« – zu denen auch BLADE RUNNER 2049 gehört – zu finden sind, »doubly retrofuturistic, harkening back to the 1980s visual feel, which, in turn, channeled the 1940s into imaginary futures« (93). BLADE RUNNER 2049 verspürt Nostalgie für das nostalgische Gefühl der 1980er-Jahre.

Doch der historisch-nostalgische Rückbezug ist, ganz im Sinne der Definition von Nostalgie, immer auch geprägt von einem »Verlust von Ganzheit«, von einer Art (zumindest teilweiser) Auslöschung des Vergangenen, die den gesamten Film durchzieht. Die fragmentierten Daten in Tyrells Archiv verweisen auf eine Auslöschung der historischen Unterscheidung von Mensch und Replikant, da ohne die persönlichen Akten eine ganze Generation von Replikanten unerkannt leben konnte. Die herausgerissenen Seiten in der Buchführung des Waisenhauses machen eine Rekonstruktion der Geschichte von Rachael und Deckarts Tochter unmöglich und verhindern so einen Zugriff auf deren Vergangenheit. Die Zerstörung von Jois Memory-Chip löscht Ks Versuch, Menschlichkeit zu erlangen, da sie ihn seines einzigen Identifikationspunkts beraubt und von seiner Vergangenheit entkoppelt.

Technische Unzuverlässigkeit

BLADE RUNNER 2049 spielt dabei mit der Unzuverlässigkeit medial-vermittelter Realität, nirgendwo deutlicher als in der Las Vegas-Szene, die Nostalgie für ein Lebensgefühl transportiert, aber zugleich auf dessen simulierte und immer schon in-authentische Realität verweist. Loofborouw schreibt dazu: »2049’s Las Vegas is magnificent – and so fractured and anxious and elegiac about the past that even the hologram recreations of Elvis keep blinking in and out«. Elvis’ Performance, die via holografischer Projektion den Show-Saal erfüllt, zeigt den Künstler auf dem Höhepunkt seiner Karriere im Jahr 1970 (die Aufnahmen stammen aus der Dokumentation THAT’S THE WAY IT IS, US 1970, Regie: Denis Sanders), noch vor seinem körperlichen Abbau und der verlorenen Motivation durch die Drogensucht, die die Auftritte an selber Stelle nur wenige Jahre später, 1975 und 1976, kennzeichnen. Hier ist ein Bild von Elvis, das Las Vegas’ eigene Nostalgie repräsentiert sowie den Wunsch, die Erfolge mittels digitaler Technologie aufrecht zu erhalten. Doch die Performance ist fragmentiert, bricht immer wieder ab, zeigt nur Ausschnitte der Show und verweist so auf die Auslöschung der vermeintlich glorreichen Vergangenheit. Besonders passend scheint da, dass der zweite Song, »Can’t Help Falling in Love«, im Film eine digitale Neukonstruktion ist, denn das Bild stammt zwar, wie bei »Suspicious Minds« zuvor, aus der Dokumentation von 1970, doch der Ton wurde der Studioaufnahme von 1961 entnommen (vgl. IMDb). Bereits das vermeintliche ›Original‹ der Hologramm-Aufnahmen entspricht hier also nicht dem nostalgischen Wunsch des Publikums, da Bild und Ton aus verschiedenen jeweils als nostalgisch ideal bewerteten Quellen zusammengefügt wurden.

Wie schon BLADE RUNNER zuvor hinterfragt auch BLADE RUNNER 2049 die Zuverlässigkeit der Wahrnehmung einer objektiven Historie – sowohl in der Vermittlung durch Objekte wie Archive oder Medien als auch in der eigenen Erinnerung – kehrt aber die Logik des Originalfilms um. In BLADE RUNNER verweist Rachael auf die Fotografien aus ihrer Kindheit als Beleg ihrer eigenen Erinnerungen, doch diese erweisen sich als nicht authentisch (sowohl die Fotografien als auch die Erinnerungen). In BLADE RUNNER 2049 wiederum ist eine Fotografie von Freysa mit Rachaels Kind ein zentraler Anker der Erinnerung für das von den alten Nexus-Modellen bezeugte »Wunder« (sowohl Sapper als auch Freysa sprechen davon) und damit ein nostalgisches Objekt, das ihre eigene Identität als »more than creations […]. More than just slaves« (BLADE RUNNER 2049, vgl. Fancher und Green 98) generiert.

Auch die Erinnerung an das Holzpferd erweist sich als unzuverlässig. Dessen Existenz vermittelt K eine Zeit lang eine starke neue Identität und lässt ihn glauben, er sei Rachaels Kind. Ein nostalgischer, sehnsuchtsvoller Fehlschluss. Vielmehr, so zeigt sich später, belegt es deutlich, dass seine Vergangenheit künstlich erschaffen ist und die Erinnerung Dr. Ana Stelline gehört, Rachael und Deckarts Tochter, die Erinnerungen für Replikanten konstruiert. Das Objekt wandelt also seine Bedeutung für die individuelle Identität; Nostalgie verweist immer wieder auf das fragmentarische Wissen um die Vergangenheit und deren Mittelbarkeit.

Auch für Ana ist der Bezug von Objekt zu Vergangenheit vielschichtig: Ks Satz, »All the best memories … are hers …« (BLADE RUNNER 2049, vgl. Fancher und Green 106) ist zweideutig, die Authentizität der Erinnerung nicht klar. Ana hatte zuvor darauf verwiesen, dass die Verwendung realer Erinnerungen in Replikanten illegal seien, dennoch: »There’s a bit of every artist in their work« (vgl. Fancher und Green 60). Als sie Ks Holzpferd-Erinnerung sieht, reagiert sie emotional und sagt »Someone lived this, yes. … This happened«, wobei die Szene im Film ambivalent bleibt und auf die unmissverständliche Aussage des Scripts verzichtet: »No one invented that. It was a real moment. Remembered« (Fancher und Green 62). Im Film bleibt unklar, wie stark Ana ihre eigene Erinnerung verändert und in Replikanten zur Verwendung gebracht hat. Aber das Objekt des Holzpferdes wird zum Verweis auf Anas Identität und Geschichte. Als K Deckart das Pferd am Schluss des Films gibt, wird dessen nostalgischer Wert (Deckart identifiziert sich als Anas Vater) ebenso deutlich wie die ausgelöschte Vergangenheit (Deckart realisiert Anas versäumte Kindheit).

Neubestimmung des Kontext

Doch BLADE RUNNER 2049 befriedigt nicht nur das Gefühl der Nostalgie, sondern dehnt zugleich die Bedeutung von Scotts Film auf Villeneuves Fortsetzung aus und verhandelt sie neu. Eine verbürgte oder authentische Version der Ereignisse, die durch die verschiedenen Versionen von Scotts Werk bereits mehrfach umgeschrieben wurde, wird nun erneut in Frage gestellt und gewandelt. Wie Flisfeder deutlich macht, muss für die Entstehung einer neuen kreativen Ausarbeitung der Bedeutung von Rachael und Deckarts Geschichte, diese erst ihrer alten Bedeutung entleer werden, »what is new here is made possible by an evacuation of the past – of history« (92).

Und so setzt BLADE RUNNER 2049 auf unterschiedlichen Ebenen zu einer historischen Umdeutung und Ergänzung an: die Nexus-7 Reihe, in BLADE RUNNER noch als experimentell bezeichnet (Rachael ist der Prototyp), wird um einen Nexus-8 ergänzt und zum Standard der Tyrell-Androiden. Neu ist, so wird im Vorspann von BLADE RUNNER 2049 kurz angedeutet und expliziter im Kurzfilm BLADE RUNNER BLACK OUT 2022 (US 2017, Regie: Shinichirō Watanabe) ausgeführt, dass die Nexus-8 eine dem Menschen angepasste Lebensspanne haben, was einen gewalttätigen Konflikt provoziert. Der auch in BLADE RUNNER 2049 mehrfach beschworene »Blackout« ist eine von den Replikanten ausgelöste Nuklearexplosion über Los Angeles und ein Angriff auf die Zentrale von Tyrell, die sowohl die elektronischen als auch die Hardcopy-Registrierungsdaten der Replikanten zerstört. Als Folge können die rebellischen Nexus-7 und 8 nicht mehr so einfach identifiziert und gejagt werden. Diese Umdeutung der Limitierung von Replikanten hat aber weitreichenden Folgen für die über allen Filmen liegenden Bedeutungsebenen und nimmt etwa der gerechtfertigten Wut von Roy Batty im Original (»I want more life, fucker!«) oder seiner poetischen Ode an die verlorenen Erfahrungen (»like tears in rain«) für die Fortsetzung jegliche Macht. Alles, wofür Batty gekämpft hat, ist in den Nexus-9 umgesetzt worden.

Noch deutlicher wird die historisch-nostalgische Entleerung in den Figuren Rachael und Deckart, die beide durch BLADE RUNNER 2049 eine neue Vergangenheit erhalten. In der bekanntesten Lesart von BLADE RUNNER, die sowohl vom Director’s Cut als auch vom Final Cut genutzt wird, lässt Gaff Deckart mit den Worten »It’s a shame she won’t live – but then again, who does?« auf dem Dach zurück, bevor am Ende mit dem Origami-Einhorn angedeutet wird, dass Deckart wie Rachael ein Replikant ist und nichts von seinem ontologischen Status wusste. Beide fliehen und, so müssen wir annehmen (weil es nie explizit formuliert wurde, dass Nexus-7 ein langes Leben führen können), werden maximal ein paar Jahre leben, bevor auch ihre Zeitspanne endet.

BLADE RUNNER 2049 verändert diese Lesart radikal, indem der Film etwa bestätigt, dass Deckart noch lebt und (der Logik folgend) der Nexus-7-Baureihe angehören muss. Sein Auftritt als gealterter Mann – ebenso wie die Einbindung von Erzählungen über Rachaels Schwangerschaft und Anas Geburt – führen entsprechend zu einer Auslöschung bestimmter Teile der durch BLADE RUNNER etablierten Geschichte. Zugleich aber wird auch beim Publikum der Filme ein Teil des Bildes von Deckart durch ein neues ersetzt: Deckart als Vater, Deckart als Einsiedler abseits der Menschen, Deckart als alter Mann, Deckart in nostalgischer Erinnerung an seine Vergangenheit.

Im Gegensatz dazu bleibt das Bild von Rachael zumindest physisch erhalten, da sie im Film nur als geklontes (bzw. digitales) Simulacrum auftaucht. Intradiegetisch hat Niander Wallace sie neu erschaffen und führt sie Deckart vor, der den Verlust der Vergangenheit hier deutlich spürt und schockiert ist. Rachael ist unverändert, die Inkongruenz zwischen seiner Alterung und ihrer Jugend lassen nicht nur Deckart die Inauthentizität ihres Abbildes bemerken: »Her eyes were green«, sagt er und dreht ihr den Rücken zu, zuckt nur kurz als Luv ihr in den Kopf schießt. Das ist nicht seine Rachael. Auch dem Publikum dürfte die auf Nostalgie aufbauende Manipulation bewusst sein, der Status von Rachael als Artefakt einer imaginären Vergangenheit, die so nicht existierte. Denn extradiegetisch ist Rachael eine digitale Projektion, nicht gespielt von Sean Young, sondern von Loren Peta, deren Bewegungen dank Digital Mapping auf ein Modell von Rachael aus dem Original von 1982 projiziert werden. Damit ist Rachaels Präsenz in BLADE RUNNER 2049 aber für das Publikum ebenso nostalgisch, verweist es doch auf eine imaginäre Vergangenheit, die niemals in BLADE RUNNER angelegt war. Als digitales Kunstwerk löscht der Film damit aber zumindest in Teilen Rachaels Historizität, ihre in BLADE RUNNER 2049 neu eingeführten, aber radikal bedeutsamen Erfahrungen wie ihre Schwangerschaft und ihr Tod werden relativiert. Rachael könnte jederzeit neu ins Leben gerufen werden, ein Reboot ihres jungen Selbst – ihre Vergangenheit kann neu gelebt werden. Damit wird auch BLADE RUNNER 2049 und dessen Interpretation der Ereignisse auf einer Metaebene in Frage gestellt, denn keiner der Charaktere ist mehr vor einer Neuerschaffung und Umschreibung sicher.

Blade Runner und die Nostalgie

Diese postmoderne und durch digitale Versionierung vorangetriebene Auslöschung und zugleich Neubesetzung einer historischen Bedeutung ist im Film am deutlichsten in der Szene erkennbar, die Rachaels Auftritt vorausgeht. Wallace spielt Deckart eine Aufzeichnung seiner ersten Begegnung mit Rachael vor und konfrontiert ihn mit seiner Nostalgie, dem Imaginären des vergangenen Moments: »Is it the same, now, as then? The moment you met her. All these years you looked back on that day, drunk on the memory of its perfection« (vgl. Fancher and Green 93). Doch dann revidiert Wallace die Bedeutung der Szene aus BLADE RUNNER, in dem sich eine Liebesbeziehung zwischen Rachael und Deckart entwickelte: »Did it never occur to you that was why you were summoned in the first place? Designed to do nothing short of fall for her right then and there. All to make that single perfect … specimen« (vgl. Fancher und Green 94). Deckart und Rachael wären demnach von Tyrell konstruiert und in Beziehung zueinander gebracht worden mit dem expliziten Ziel ihrer biologischen Reproduktion. Anas Geburt wäre demnach kein Wunder, sondern Tyrells wissenschaftlicher Zuchterfolg, der jedoch nicht mehr in Serie gebracht werden konnte. BLADE RUNNER 2049 nutzt hier die Auslöschung einer historischen Bedeutung (Wunder, Liebe) und eröffnet eine alternative Lesart (Planung, technologischer Fortschritt). Doch Wallace erlaubt Deckart und dem Publikum einen Ausweg, in dem er relativiert: »That is, if you were designed. Love … or mathematical precision … Yes? … No?« (vgl. Fancher und Green 94). Der Film macht hier explizit, was bereits mit der Director’s Cut-Fassung deutlich wurde: es gibt keine historisch eindeutige Version von BLADE RUNNER. Der Film ist kontinuierlich in einem Interpretationsprozess, »we can never really say that the most recent incarnation is the final version. […] BLADE RUNNER is perpetually present« (Flisfeder 92). Und somit stimme ich Lily Loofborouw zu, dass der Film so nostalgisch ist, dass es weh tut – aber er zeigt eben auch auf, dass diese Nostalgie einen Preis hat. Mit ihr geht einher, dass sich Historizität und Verweiskraft auflösen. BLADE RUNNER 2049 ist damit ein Beispiel aktueller Kinoproduktion, die sich der cineastischen Vergangenheit mit digitaler Technologie nähert und somit nicht nur in postmodernem Spiel angelegte Pastiche produzieren, sondern neue Werke, die aus Vergangenem ein kontinuierliches Jetzt erzeugen und somit voll und ganz dem aktuellen Modus des neoliberalen Kapitalismus entsprechen: Altes wird zu immer neuer Ware.

References

Fancher Hampton and Green Michael (2018) »BLADE RUNNER 2049« scriptslug.com/assets/uploads/scripts/blade-runner-2049.pdf.

Flisfeder Matthew (2017) Postmodern Theory and BLADE RUNNER, Bloomsbury

Frelik Pawel, Murphy Graham J. and Schmeink Lars (2018) »›Silhouettes of Strange Illuminated Mannequins‹: Cyberpunk’s Incarnations of Light«. In: Cyberpunk and Visual Culture, 80-99. Routledge

»Elvis: That’s The Way It Is (1970) – Connections« www.imdb.com/title/tt0065687/movieconnections/?tab=mc&ref_=tt_trv_cnn.

Hausstein Alexandra, Pethes Nicolas and Ruchatz Jens (2001) »Nostalgie«. In: Gedächtnis und Erinnerung: Ein interdisziplinäres Lexikon, 421 f. Rowohlt

Loofbourow Lily (2017) »BLADE RUNNER 2049 is so nostalgic it hurts« theweek.com/articles/729283/blade-runner-2049-nostalgic-hurts.


Im Original erschienen in der Zeitschrift für Fantastikforschung LINK.

Schmeink, Lars. „Blade Runner 2049: Zwischen Nostalgie und Auslöschung.“ Forum: Blade Runner. Zeitschrift für Fantastikforschung 7.1 (2019): 28–38. DOI: 10.16995/zff.1335.