Kompressor – Star Wars
Interview mit Max Oppel vom Deutschlandfunk Kultur anlässlich der Ankündigung der Game of Thrones-Macher nicht mehr bei Disney+ für Star Wars schreiben zu wollen.
Zwei Drehbuchautoren sagen einen Vertrag mit Disney ab, weil sie ihre Aufmerksamkeit Netflix widmen wollen – und das kurz vor dem Start von Disneys Streaming-Kanal. Der Fall zeigt: Auch bei Streaminganbietern wird der Wettlauf um Talente härter
Einmal Hand anlegen an einen Kultstoff wie Star Wars – für viele Drehbuchautoren wird das für immer ein feuchter Traum bleiben. Die erfolgreichen Autoren David Benioff und D.B Weiss, Showrunner von „Game of Thrones“, hatten die Chance dazu – und sagten sie doch kurzfristig ab. Statt wie geplant für Disney an einer Star Wars-Filmreihe zu arbeiten, teilten sie mit, stattdessen bereits für Netflix zu arbeiten. Hat der Stoff von Star Wars etwa so stark an Reiz verloren?
Der Medienwissenschaftler Lars Schmeink sieht die Schuld nicht beim Krieg der Sterne. Die Fankultur sei nach wie vor lebendig: „Im Fandom gibt es zwei Bereiche, die miteinander konkurrieren. Da sind die Die-Hard-Fans, die den traditionellen Star Wars Geschichten nachgehen. Die haben ein viel stärkeres Gefühl für diese Geschichten.“
Kampf um Deutungshoheit
Diesen Fans sei der letzte Teil zwar etwas aufgestoßen, weil er versuche, in eine etwas kritischere Richtung zu gehen und Rollen für weibliche Charaktere und People of Color zu stärken. Auf der anderen Seite produziere genau diese Veränderung für neue Fans einen Zugewinn. „Die Fans insgesamt haben Star Wars nicht abgeschrieben. Es findet nur ein Kampf um die Deutungshoheit statt“, so Schmeink.
Lars Schmeink glaubt, dass Netflix den beiden Drehbuchautoren offensichtlich „ein sehr gutes Angebot“ gemacht habe.* Es sei überhaupt zu beobachten, dass „Leute, die einen großen Erfolg produzieren, vom Konkurrenzkampf der Sender profitieren – und Angebote einfahren, von denen man sich fragen kann, ob die so überhaupt gerechtfertigt sind“, so der Medienwissenschaftler.
Disney wird Weggang verkraften
Die Konkurrenz auf dem Streaming-Markt wird immer größer. Neben den Kanälen von Amazon und Netflix gehen in naher Zukunft auch Apple und natürlich der milliardenschwere Konzern Disney mit eigenen Plattformen an den Start. Mit viel Geld im Hintergrund und bereits geplanten eigenen Serien sei der Weggang der zwei bekannten Autoren für Disney relativ leicht zu verkraften, so Schmeink.
Für Netflix hingegen sei ihr Bekenntnis durchaus positiv: „Disney hat mittlerweile ganz viele Franchises bei sich, die nicht mehr wie vorher bei Netflix passieren.“ So habe Disney zum Beispiel alle Produkte aus dem Marvel-Universum für ihren eigenen Kanal aus Netflix gezogen.
Am Ende profitierten vor allem die Drehbuchautoren von der neuen Konkurrenz. Das sei ironisch, da diese noch vor wenigen Jahren gestreikt hätten, weil es keine sicheren Verträge gab, so Schmeink. Wer heute hingegen gute Arbeit liefere, treffe auf einen sehr guten Markt.
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