“Biomass?” Da5id says.

“A body of living stuff. It’s an ecology term. If you take an acre of rain forest or a cubic mile of ocean or a square block of Compton and strain out all the nonliving stuff – dirt and water – you get the biomass.” […]

“Industry expression,” Hiro says. “The Industry feeds off the human biomass of America. Like a whale straining krill from the sea.”                                                                               Neal Stephenson [1]

1. Einleitung

Nachdem Francis Fukuyama Ende der 80er Jahre mit seiner Frage „The End of History?“ die politische Entwicklung der Menschheit für beendet erklärt hatte, musste er in Our Posthuman Future: Consequences of the Biotechnology Revolution die Frage um den Aspekt der Wissenschaften und ihren weit reichenden Einfluss auf den Menschen erweitern. Dabei stieß er auf Veränderungen unseres sozialen und kul­tu­rellen Umfeldes von derart großer Tragweite, dass er in dem Buch deshalb die Frage zu klären versuchte, ob der Mensch sich selbst neu definieren muss – wie die deut­sche Über­setzung lakonisch titelt: Das Ende des Menschen?[2] Der Mensch be­findet sich am Anfang des 21. Jahrhunderts in einem Strudel von Veränderungen und Ein­flüssen, die ihn jenseits dessen transportieren, was ihn als Menschen aus­zeich­net. Tech­no­lo­gie ist in der Lage, den Menschen zu ersetzen, ihn zu ver­bessern oder zu re­parieren. Die Medizin ist fähig, unsere Emotionen, unser Verhalten und unsere Reproduktion zu steuern. Die Genetik ist dabei, die Bausteine des Lebens voll­ständig zu kartografieren, und durch Manipulation gelingt es uns schon jetzt, neues Leben zu züchten. Doch die größte Bedrohung für den Menschen liegt, wie Fukuyama erklärt, nicht in der konkreten Veränderung durch eine fehl­ge­leitete Erfindung, sondern in der schleichenden Korrosion des Anspruches an die Konsti­tution des Menschlichen.[3]

Ich möchte in diesem Artikel nun Fukuyamas Frage nach dem Ende des Menschen in den kultur-philosophischen Kontext stellen, den Michael Hardt und Antonio Negri in ihrem Buch Empire aufzeigen.[4] Sie postulieren, dass sich ein neues Netzwerk aus Machtstrukturen etabliert hat, welches das sozio-poli­tische Umfeld, in dem wir leben, maßgeblich verändert. Ein Aspekt dieser Verän­derung bezieht sich auf den Begriff des Biopolitischen und dessen Tendenz, jeden As­pekt des Lebens zu beeinflussen und als politisch relevant zu sehen. In Abschnitt 2.1 erläutere ich daher kurz die neue Machtstruktur, die Hardt und Negri als Empire bezeichnen, sowie das Biopolitische. Da dieser Band sich aber primär mit dem Narrativen beschäftigt, werde ich dann klären, wie sich das Biopolitische und somit die Frage nach dem Ende des Menschen im literarischen Ausdruck nordamerikanischen Erzäh­lens nach 2000 nieder­schlägt. Hierzu gibt Abschnitt 2.2 einen Überblick über das Genre der Dystopie, das als Teil der Science Fiction ideal ist, so­ziale Ver­ände­run­­gen, insbesondere solche, die durch die wissenschaftliche Entwick­lung hervor­ge­ru­fen werden, kritisch zu durchleuchten. In der zeit­genössischen Dysto­pie, so meine These, lässt sich eine Kritik am biopoli­tischen Aspekt von Empire fest­stellen, die Fukuyamas Frage nach dem Ende des Men­schen diskutiert. In Abschnitt 3 werde ich daher anhand der Romane Oryx and Crake von Margaret Atwood, Air von Geoff Ryman und Feed von M.T. Anderson aufzeigen, dass die Autoren den wachsenden Einfluss von Empire und des Bio­poli­tischen kritisieren.[5] Ihre Ausein­an­der­setzung in Form des dystopischen Romans ver­weist aber zugleich auf den Versuch, diesem Einfluss einen alternativen Entwurf ent­gegen­zustellen und sich so dem Ende des Menschen zu wider­setzen.

2. Kontext

2.1 Empire

In ihrem Buch Empire beschäftigen sich Michael Hardt und Antonio Negri mit der Frage, wie sich Macht in Zeiten einer globalisierten Welt neu konstituieren könnte. In der Politik unserer heutigen Zeit zeigt sich deutlich, dass regionale und nationale Herrschaftsgewalt (sovereignty) verloren geht und globale oder transnationale Herr­schafts­gewalt an ihre Stelle tritt. Anders ausgedrückt: Macht lässt kein Vakuum zu, und so muss eine neue Form, eine neue Weltordnung, den entstehenden Raum füllen. Diese Weltordnung nennen Hardt und Negri Empire und sprechen ihr die Kriterien eines Imperiums zu: sie ist allumfassend und ohne Grenzen – „Empire’s rule has no limits.“[6] Empire ist für Hardt und Negri die sozio-politische Konsequenz eines Wan­dels, der die Gesellschaft von der Moderne in die Post-Moderne transportiert. In ihr spiegeln sich Globalisierung und Vernetzung von Produktionsabläufen, Infor­ma­tions­­flüssen und Migrationsbewegungen. Es bleibt jedoch zu bemerken, dass Empire nicht mit Imperialismus gleichzusetzen ist und dementsprechend nicht als nationales Be­stre­ben einer Weltmacht gesehen werden kann:

“In contrast to imperialism, Empire establishes no territorial center of power and does not rely on fixed boundaries or barriers. It is a decentered and deterritorializing appa­ratus of rule that progressively incorporates the entire global realm within its open, ex­panding frontiers. Empire manages hybrid identities, flexible hierarchies, and plural ex­changes through modulating networks of command.”[7]

Obwohl Hardt und Negri Empire nicht als ein nationales Projekt sehen, bemerken sie dennoch eine Bündelung von einzelnen Machtaspekten in den USA, die insbesondere im Sinne einer Polizeigewalt global die Interessen von Empire durchsetzen. Ihnen kommt damit die Rolle der Exekutive im System zu, auch wenn Hardt und Negri die Gewalten nicht trennen und sich statt dessen für eine „hybrid consti­tution” aus­sprechen, die in einem tiefverwurzelten und universellen Kommunikations­netz­werk be­gründet liegt.[8] Dieses Netz diverser Machtstrukturen wird zum großen Teil durch den Einfluss von kapitalistischen Firmen be­stimmt, die den Be­reich von Empire dar­stel­len, der für die Artikulation von Direktiven und den Austausch von Informationen verantwortlich ist: “This [part of Empire] is structured primarily by the networks that transnational capitalist corporations have extended throughout the world market – networks of capital flows, technology flows, population flows, and the like.”[9] Es liegt somit innerhalb des Einflussbereiches trans­nationaler Firmen, die Ziele und Bedürfnisse von Empire zu formulieren. Aufgrund der komplexen Natur von Empire und seiner miteinander undurchdringlich verwoben Elemente kann das be­schriebene Modell der Machtverhältnisse nur als grobe Orientierungshilfe dienen. Es ist jedoch klar, dass transnationale, kapitalistische Firmen einen zentralen Machtanteil an Em­pire haben und somit zur Konstituierung der neuen Weltordnung beitragen.

Das zur Verfügung stehende Machtpotential ist dabei deutlich höher, da es sich im Ge­gen­satz zu der Macht bisheriger Nationalstaaten aufgrund der vernetzten Struk­tu­ren bis in alle Facetten des sozialen Lebens hinein erstreckt. Um diese Veränderung kon­zep­tionell zu greifen, wenden sich Hardt und Negri zweier Begriffe von Michel Foucault zu: der Kontroll-Gesellschaft und dem Biopolitischen. Als Kontroll-Gesellschaft wird ein soziales Ge­füge verstanden, das seine Macht nicht aus der Billigung angemessenen Verhaltens und der Bestrafung abweichender Normen be­zieht. Vielmehr wird in der Kon­troll-Ge­sell­schaft Macht durch sozial integrierte Orga­nisation ausgeübt, wie etwa durch direkte Einflussnahme auf Körper und Geist mittels Kommunikation. Werte und Normen werden internalisiert und freiwillig in alle Aspekte des Le­bens hinein­getragen. In dieser Form von Gesellschaft kann das Biopolitische als all­um­fassend verstanden werden:

 “Biopower is a form of power that regulates social life from its interior, following it, interpreting it, absorbing it, and rearticulating it. […] The highest function of this power is to invest life through and through, and its primary task is to administer life. Biopower thus refers to a situation in which what is directly at stake in power is the production and reproduction of life itself.”[10]

Somit kann der Aspekt der biopower als Schlüsselfaktor zu der Frage nach dem Ende des Menschen verstanden werden. In ihm begründet liegt die Macht, den Menschen nachhaltig zu verändern, seine Werte und Normen in Frage zu stellen und somit die menschliche Natur zur Auflösung zu bringen. Wenn nun diese biopolitische Macht unser Leben beeinflusst, dann sollte man in der Lage sein, eine starke kulturelle Aus­ein­andersetzung mit eben diesem Thema festzustellen. Die Position des Menschen in der neuen Weltordnung ist gefährdet und ein Leben, wie wir es kennen, bestenfalls als unsicher zu bezeichnen. Es ist in Zeiten solcher Unsicherheit, dass der US-Polito­loge und Utopie-Forscher Lyman Tower Sargent eine besonders starke Tendenz zu uto­pischem Schreiben festgestellt hat, sowohl in seiner hoffnungsvollen, uto­pi­schen, als auch in seiner kritischen, dystopischen Form.[11]

2.2 Dystopia

Es scheint ein Teil der menschlichen Natur zu sein, sich seiner Lebensumstände bewusst zu werden und sie in Gedanken zu erweitern, zu verbessern oder in Angst zu zer­stören. Diesen Teil des menschlichen Imaginationsprozesses beschreibt Sargent als utopianism. Er benennt utopisches Denken als „result of the human propensity to dream while both asleep and awake“, oder kürzer gefasst als jegliche Form des „social dreaming.“[12] Utopische Literatur ist somit ein literarisches Genre, das eine er­dachte Gesellschaft in detailliertem Umfang darstellt. Sargent definiert eine Utopie als „a non-existent society described in considerable detail and normally located in time and space,“[13] unabhängig von der Wertung der präsentierten Gesellschaft als gut oder schlecht. Diese Wertung findet in Form der Unterscheidung zwischen Eutopie und Dystopie Ein­gang in die Defintion, wo­nach eine Eutopie eine Gesellschaft darstellt, die vom zeit­genössi­schen Leser als besser als die eigene empfunden wird, während die Dystopie eine schlechtere Gesellschaftsform darstellt.[14]

Wenn wir die Entstehung der Eutopie als Genre im Jahre 1516 mit Thomas Mores Utopia zeitlich verankern können, so ist die Dystopie erst, wie Tom Moylan erklärt, mit dem Aufkommen eines expansionistischen und entmensch­lich­enden Kapitalis­mus als eigenständiges literarisches Genre zu voller Reife ge­langt.[15] Moylan sieht die primäre Funktion der Dystopie folglich, im Gegen­satz zur Uto­pie, in der Fähig­keit, die Ursachen sozialer Übel als im hegemonialen System in­härent aufzuzeigen. Es geht nicht um das Entdecken einzelner, fehlerhafter Aspekte der Gesellschaft, die mittels Korrekturen zu beheben sind und danach zur ge­wünschten utopischen Gesell­schaft führen. Vielmehr bietet die Dystopie die Möglich­keit, sich mit dem Antriebs­mo­tor von Leid und Ent­frem­dung der menschlichen Exis­tenz auseinander zu setzen und den zerstörerischen Kräften des Sys­tems bis in jeden Winkel der Gesell­schaft zu folgen. In der dystopischen Imagination finden wir eine Beschäftigung mit den Pro­ble­men des hegemonialen Systems, spezifisch in ihrer historischen Dimen­sion.

Hier schließt sich der Kreis, denn für den spezifischen historischen Moment nach 2000 sieht Sargent in der US-Gesellschaft ein Amalgam aus Unsicherheit, Angst und Hoff­nung auf eine bessere Zukunft. Er macht jedoch deutlich, dass er eine stärkere Ten­denz zur pessimistischen Sicht in der Literatur aufgefunden hat, die sich in der Pro­­duk­tion von Dystopien zeigt: „hope seems in hiding and fear predominates.“[16] Die literarische Imagination verarbeitet diese Ängste in einer Auseinandersetzung mit den Veränderungen ihrer Zeit. Empire hat die Macht übernommen, transnationale Kon­zerne bestimmen unser Leben und das Biopolitische gewährt ihnen Einfluss auf alle Aspekte der Gesellschaft. Diese Veränderungen finden in der dystopischen Literatur des 21.Jahrhunderts einen Ausdruck und werden dort kritisch verhandelt, wie ich im Folgenden zeigen werde.

3. Dystopische Romane

3.1. Margaret Atwood – Oryx and Crake

Margaret Atwood beschreibt in ihrem 2003­er Roman Oryx and Crake eine solche Welt des Empire – eine Welt, die von Konzernen regiert wird. Wer einen für die Kon­zerne wertvollen Job macht, der lebt in „Compounds,“ großen Firmenenklaven, die die Elite von den „pleeblands“ der Normal­bevölkerung ab­schirmen, und die von den Konzernen bewacht und verwaltet werden.[17] Mitarbeiter gelten als Ei­gen­tum, ihre Fähig­keiten als Ressourcen des Konzerns, manche von hohem Wert, andere von eher geringem. Da Landwirtschaft und Viehzucht aufgrund der Umwelt­zerstörung nicht mehr möglich sind, gelten den Firmen die life sciences als be­son­ders wertvoll. Die Entwicklung neuer Spezies zum Zwecke der Ausbeutung und die Forschung nach medizinischen und kosmetischen Produkten sind die Haupt­ge­biete der füh­renden Compounds. Vor allem Genetiker und andere Natur­­­wissen­­schaftler haben somit einen besonders hohen Wert, während körper­liche Arbeit am anderen Ende der Skala liegt.

In diese Welt wird Atwoods Protagonist Jimmy als Außenseiter geboren. In der Welt des wirtschaftlichen Nutzens gelten seine geisteswissenschaftlichen Fähigkeiten als mehr oder weniger wertlos. Die Geisteswissenschaften werden einzig auf ihre mög­liche Anwendung im Be­reich der Werbung hin unterrichtet, „Employable Skills“[18] als not­wendiges Ergebnis der Ausbildung. Der Be­reich des Schaffens und der Krea­tivität hingegen hat sich verlagert. Atwood schreibt ihn der Natur­wissen­schaft zu und hier insbesondere den Genetikern. Unter Konzernkontrolle werden be­reits Grundschülern die Grundlagen der Genmanipulation beigebracht und sie erfah­ren, welche Macht ihnen damit zur Verfügung steht. Der Konzern er­schafft so die nächste Generation loyaler Mitarbeiter, eine Elite, die später in den Compounds für den Profit von mor­gen sorgen soll. Diese intensive Beschäftigung mit der Genetik, frei von jedem ethi­schen Bewusstsein, führt zur Ausbeutung der Natur bis in ihre kleinsten Teilchen.

Brooks Bouson sieht in Crake, Atwoods zweiter Hauptfigur, die Verkörperung dieser Erziehung und Ethik und identifiziert in ihm unter­schiedliche Charakteristika, die der Wissenschaft in der westlichen Literatur zuge­schrie­ben wer­den. So sieht Bouson in Crake unter anderem den „alchemist scientist“, der in quasi-magi­schen Experimenten neue Lebensformen er­schafft, versieht ihn aber auch mit Attri­buten wie „mad“, „evil“, „impersonal“ und „amoral“.[19] Er steht sym­bolisch für den vom Konzern erschaffenen Wissen­­schaftler, der neue Spe­zies zum Zweck des Profits entwickelt, wie etwa die pigoons, die als Spender­tiere für nachwachsendes mensch­­liches Genmaterial dienen. In Oryx and Crake wird die Wissenschaft zum Herrscher über die Biomasse – um Neal Stephen­sons Begriff aus dem Epigraph dieses Essays zu benutzen – und der Konzern wird zum Herrn der Wissenschaft selbst.

Bouson sieht hier Atwoods Kritik und Warnung an die Wissenschaft, nicht blind in eine „catastrophic posthuman future“ zu laufen, die von Menschen bestimmt wird, die mit den „building blocks of life“ Gott spielen.[20] Ich denke jedoch, dass Atwoods Kritik sich nicht gegen Crake und damit gegen die Wissenschaft richtet, sondern vielmehr gegen die Konzerne, die die Wissen­schaft lenken. Sie sind es, die den Schulunterricht bestimmen, der Genetik keine Ethik als Gegengewicht liefern und so durch biopolitische Macht Einfluss auf das soziale Gefüge der Welt nehmen. Meiner Meinung nach muss Oryx and Crake als Auseinandersetzung mit dem Biopoli­tischen gelesen werden. Im Roman wird die Frage verhandelt, wer die Macht über das Leben und seine Repro­duk­tion in den Händen hält. Konzerne haben sich in das Leben der Menschen integriert, sie sorgen für deren Erziehung, Unterhaltung, Information, Kommuni­kation, ganz zu schweigen von deren Beschäftigung als Mit­arbeiter. In dieser Kontroll-Gesellschaft gelten die Normen und Werte der Firma, sie verbreitet allumfassend ihre Macht, durchdringt jeden Aspekt der Gesell­schaft und kontrolliert das Biopolitische. Als Träger einer konzernfeindliche Einstellung bietet Atwood mit Crake jedoch eine Art Hohlspiegel, der nicht nur dazu dient, die Kritik an den Werten und Zielen der konzern­eigenen Gesell­schaft und Methoden der Wissenschaft zu bündeln – insofern ist Bousons Ana­lyse korrekt –, sondern diese zu transzendieren und somit einen Gegenentwurf zum hegemonialen System zu entwickeln.

Danette DiMarco beschreibt Crake als den modernen homo faber, der den ursprüng­lichen Antrieb, der Menschheit durch die Erschaffung von Instrumenten zu besserem und leichterem Leben zu verhelfen, verloren hat.[21] Stattdessen nutzt Crake seine Aus­bildung und die ihm zur Verfügung ge­stellten Ressourcen, um sein Un­sterb­lich­keits­projekt voranzutreiben. Er tut dies nicht, um den Menschen in einem harten, kon­kre­ten Ar­beits­leben zu helfen, sondern wie DiMarco es ausdrückt, „[so] that those tech­no­logies can be marketed and sold to a poulace on the premise that they can fulfill emo­tional needs.“[22] Crake passt sich diesen Zielen an, ist er doch vornehmlich ein Produkt der biopolitischen Beeinflussung durch den Konzern, und entwickelt die Blyss­­­­Pluss-Pille, mit deren Hilfe sexuelle Frustration so­wie diverse Krank­heiten ele­mi­niert werden, die aber gleichzeitig die Konsumenten ste­rilisiert. Durch die Pille ist ge­währ­leis­tet, dass die Menschen sich nicht mehr in „haphazard repro­duction“[23] er­gehen können, sondern auf das zweite Produkt angewiesen sind, das Crake er­schaffen hat. Als Ersatz für natürlich erzeugte Kinder hat Crake eine ver­besserte Menschen­ver­sion erschaffen, aus der er alle Defekte entfernt, die er in der menschlichen Spe­zies sieht, wie etwa Aggression oder sexuelle Frustration. So verbreitet der Kon­zern zuerst eine Krankheit, die Sterilität, für die die Menschen in ihrem Unwissen bereit­willig zahlen, um sie dann mit der ver­meint­lichen Heilung (der neuen Spezies) als alter­na­tives Produkt zur Fortpflan­zung erneut auszubeuten. Der Mensch ist nur noch im ersten Stadium des Plans, auf seine Libido re­duziert, als Konsument der Pille nötig. Im zweiten Stadium des Plans wird er völlig aus der Gleichung genommen, er wird ersetzt durch das verbesserte Modell: den Menschen erschaffen von Men­schen­hand. Somit hat Crake als homo faber ein Werkzeug erschaffen, das dem Men­schen die Bürde des Lebens gleich vollständig abnimmt, statt sie ihm zu erleichtern.

Aber Atwood belässt es nicht bei diesem dystopischen Ausblick, stattdessen stellt sie dem Pessismus über den Menschen als Produkt einen Gegenentwurf entgegen. Ohne Wissen des Konzerns ist es Crake, der die konzernfeindliche Einstellung ausdrückt, indem er die Pille mit einem Virus ausstattet, der die Menschheit komplett elimi­niert. Seine ex­tre­me Argumentation sieht den Menschen selbst als inhärent fehlerhaft, und um der Na­tur eine Überlebenschance zu geben, muss der Fehler aus­gemerzt wer­den: „‚All it takes,’ said Crake, ‚is the elimination of one generation. One generation of anything. […] Break the link in time between one generation and the next, and it’s game over forever.’“[24] Sein Plan, den Kreislauf der Zerstörung zu un­ter­brechen, bietet den von ihm erschaffenen Menschen eine Möglichkeit, eigen­ständig und nicht als Produkte zu leben. Seine Motivation kommentiert Atwood selbst wie folgt: „[H]e thinks that he’s made some essential improvements to the breed, and wants in all benevolence to eliminate the defective model – ourselves.“[25] In seinem mild­tätigen Akt unterläuft Crake die Vision des Konzerns und verhindert so das kapi­ta­listische Utopia, in dem jede menschliche Reproduktion zum vermarkteten Produkt mutiert ist. Er verweigert Empire die Kontrolle des Biopolitischen und löst damit die Biomasse – inklusive des Menschen – aus dem festen Griff der Konzern­macht. Sein krea­tiver Akt wird zur Neuschreibung der Zukunft, sein Gegenentwurf zur Heraus­for­derung des hegemonialen status quo und seine Schöpfung zum Hoffnungsträger auf eine bessere Welt, die uns – das fehlerhafte Modell – ausschließt.

3.2. Geoff Ryman – Air

So wie Atwood dem Konzern die Macht über das Biopolitische durch die Ent­wick­lung einer neuen humanoiden Spezies zuerst zuschreibt, um sie ihm dann zu entreissen, bedient sich auch Geoff Ryman in seinem 2004er Roman Air der Evo­lu­tion, um dem kapitalistischen Utopia entgegen zu wirken. In seinem Falle ist die Weiter­entwicklung des Menschen jedoch eher einer spontanen neurologischen Mutation zu verdanken als dem menschlichen Schöpfungs­drang, wie ihn Crake symbolisiert. Für Rymans Protagonistin Mae ist diese Evolution ein not­wendiges Mittel, um der Fehlfunktion in ihrem Kopf zu entgehen, die der Feldtest des neuen Kommunikationsnetzwerkes Air bei ihr verursacht hat. Air ist eine Art Inter­net des Geistes, das es allen Menschen auf der Welt ermöglicht, mittels einer tech­ni­schen Frequenz ohne Implantate in ihrem Geist auf universelle Infor­ma­tions­­inhalte zuzugreifen. Mae lebt in einem Dorf in dem fiktionalen asiatischen Berg­staat Karzistan und ist nicht auf den Pilotversuch vorbereitet. Das kleine Land wurde von den Kommunikationsfirmen für den nur kurze Zeit dauernden Versuch gekauft, aber niemand hat sich die Mühe gemacht, den Menschen zu erklären, was dabei passieren würde. Um Air nutzen zu können, müssen die Menschen einen Abdruck des Pro­gram­mes in ihrem Gehirn speichern, welcher über eine Art Interface-Software Zu­griff auf die Informationen von Air zulassen soll. Da diese format genannte Software aber zukünftig den Zugriff eines jeden Menschen auf Air darstellt, ist sie unter Politik und Kommunikationsfirmen hart umkämpft, verspricht sie doch biopolitische Macht in Vollendung. Jeder Mensch wird mit Hilfe seines Abdrucks lokalisierbar und mani­pulierbar. Jede Information, jede kapitalistische Transaktion, jeder Aspekt des Lebens wird von Air durchdrungen und ist dadurch mit Hilfe des Interface kon­trol­lierbar.

Ryman beschreibt in seinem Roman einen dystopischen Weltentwurf, der alles men­schliche Denken der Konzernmacht unterwirft. Am Beispiel des kleinen Dorfes zeigt er auf, was mit den Machtlosen in der Welt passiert, wenn ihnen die Werte und Nor­men des globalen, kapitalistischen Systems aufgezwungen werden. Die bio­poli­tische Macht liegt bei den Betreibern von Air und der westlichen Welt, die ihre Tech­nologie universell und alles durchdringend erschaffen und ohne Alternative dem Rest der Welt aufzwingen. Es entsteht eine Enklave des Empire im Kopf eines jeden Men­schen. Da die Realität der Dorfbewohner aber nicht dem in Air dar­ge­stellten west­­lichen Kon­sum­leben entspricht, entstehen Wünsche und Sehnsüchte, die un­er­füllt blei­ben und zu extremen Fluchthandlungen und Konfrontationen im Dorf füh­ren. Das Dorf und seine Lebensweisen sterben aus, die alten Volksweisheiten werden igno­riert und so würde das Dorf schließlich in einem Erdrutsch symbolisch von der neuen Welt verschluckt werden, wäre da nicht Mae, die sich gegen diese zer­störer­ische Welt wendet. Ihre Sonderstellung durch einen Unfall ist es, die Mae zum Wider­stand befähigt, ihn aber auch erst auslöst.

Während des Pilotversuchs verbindet sich Maes Air-Abdruck mit dem Geist (also dem Abdruck) der Sterbenden Mrs. Tung und es entsteht eine Fehlfunktion. Diese Fehlfunktion ver­suchen nun die Konzerne für sich zu nutzen und im Monopol-Krieg um das format zu instrumentalisieren. Doch Mae widersteht der Manipulation und dreht die Verhält­nisse um. Sie nutzt die biopolitische Macht Airs, um die Techno­lo­gie und Philosophie hinter Air zu verstehen. Dadurch gelingt ihr eine Einsicht in Air, die weit über den utopischen Plan der Konzerne hinausgeht. Sie erkennt, dass Air nicht etwa eine neue Technologie darstellt, sondern eine menschliche Kapazität repräsentiert, die in etwa Carl Gustav Jungs „kollektive[m] Unbewußten“ entspricht, in dessen „tieferen Schichten gewissermaßen, relativ belebte, kollektive Inhalte“ vor­handen sind.[26] Air erlaubt einen bewussten, kontrollierten Zugriff auf diese Inhalte und erweitert diesen noch um den Aspekt der Zeit. Alles, was war und sein wird ist in Air gespeichert und kann vom Bewusstsein wahrgenommen werden:

„Mae lived, fascinated in Air.

Air was real life – all of life all at once, for it made all times one time. […]

We live and we die in eternity. […]

Air has no time.

Air is everything that has been and will be, waiting its turn to puff out of its tiny dot into our brief world.“[27]

Wie hier deutlich wird, ist Air weit mehr als eine technische Errungenschaft. Mae entdeckt durch die Fehlfunktion ihres Abdruckes, dass Air ihr Zugriff auf Vergangen­heit und Zukunft bietet und kann so den Untergang ihres Dorfes ver­hin­dern und seine Bewohner vor der Katastrophe retten. Darüber hinaus repräsentiert Maes Ent­wick­lung, ihre Öffnung gegenüber dem kollektiven Unbewussten, einen Widerstand ge­gen das hegemoniale System biopolitischer Macht. Empire hat keinen Zugriff mehr auf die Biomasse des menschlichen Gehirns, da die kollektive Natur von Air die Bindung an ein bestimmtes Software-Interface und die Kontrolle durch die Konzerne ver­hindert. In Maes persönlichem Widerstand drückt sich also Rymans Gegenentwurf zum kapitalistisch dystopischen Weltentwurf aus. In ihm beschreibt Ryman die Möglichkeit, sich der biopolitischen Macht zu entziehen und die Kontrolle über das Leben selbst zu übernehmen.

3.3. M.T. Anderson – Feed

Der Widerstand eines Einzelnen gegen das hegemoniale System bestimmt auch den Gegenentwurf in M.T. Andersons 2002er Roman Feed, doch hier ist der Versuch sich zu widersetzen nicht von offensichtlichem Erfolg gekrönt. Wie schon in Air geht es auch in Feed um eine Technologie, die es den Menschen ermöglicht, direkt aus ihren Gehirnen heraus Kontakt mit dem Internet aufzunehmen. Doch im Gegensatz zu Air ist der Feed nur durch ein physisches Implantat erreichbar, was in der Gesell­schaft zu einer Zweiklassen-Situation führt und Menschen wie Violet ausgrenzt. Ihr Feed wurde ihr erst im Alter von sieben Jahren nachträglich eingesetzt, was ihn in ihrem Körper instabil macht und nach dem Angriff durch einen Hacker zu einer Fehlfunktion führt. Wie auch Mae sieht sie sich somit einem Sonderstatus ausgesetzt und hinterfragt die Gesellschaft, in der sie lebt. Ihr sehnlichster Wunsch vor dem Angriff war es, so zu sein wie jeder andere, doch ihre Erziehung zu eigenen, kri­tischen Gedanken ver­hinderte dies bereits vor der Attacke. Sie ist eine Dissidentin im hegemonialen System des Empire.

Das Leben der anderen, das Violet anstrebt, ist durchdrungen vom bedingungslosen Konsumrausch. Der Feed wird nicht wie Air als Informationsmedium gesehen, son­dern dient einzig dem Anpreisen von Gütern, Dienstleistungen und Unterhaltung. Der Feed dringt in jeden Aspekt des Lebens und ist somit ein Instrument biopoli­tischer Macht, den die Konzerne dazu nutzen, den Menschen zum Konsum zu erziehen. Der glückliche Mensch in Andersons Dystopie ist ein ignoranter Mensch, ein Konsument, der lieber wegschmeißt und neu kauft, der sich zudröhnt und nicht nachfragt. Die Werte und Normen der Gesellschaft werden von Empire bestimmt. Der Mensch hat nur die Funktion, das System am Laufen zu halten und so bestimmt sich sein Wert innerhalb des Systems anhand seiner Kaufkraft, kontinuierlich über­wacht von den Konzernen durch den Feed, der wie eine Art permanenter Markt­for­schung Daten über das Kaufverhalten an die Betreiber sendet. Der Feed und somit das System der Macht, das hinter dem Feed steht, weiß immer, was ein Konsument sieht, denkt und fühlt. Diese Erkenntnis muss Violet nach der Diagnose ihrer Fehlfunktion schmerz­lich machen. In einem Versuch sich der demo­grafischen Erfassung durch Irre­führung des Feed zu wider­setzten, zerstört sie ihr Kon­su­mprofil. Doch diese Handlung führt letztlich zur Ausgrenzung, da die Kosten­über­nahme für die medizinische Versorgung des Feed abgelehnt wird. Violets Kon­sum­verhalten ist nicht mehr vorhersagbar und so weigert sich das System, sie als wertvoll anzuerkennen. Somit wird eine Reperatur des Feed unmöglich, eine Heilung ausgeschlossen und Violet muss langsam und qualvoll sterben, weil der Feed ihr körperliches System Stück für Stück lahm legt.

Violets Widerstand gegen das System und ihr Gegenentwurf zum kapitalistischen Utopia ihrer Welt sind zum Scheitern verurteilt. Anderson verleiht Violet durch ihren Wissensdurst und ihr kritisches Denken zwar das Potential, die Welt als dystopisch zu erkennen, doch wie ihre Interessen aufdecken, ist sie letztendlich zum Scheitern verurteilt, wenn es darum geht, die Welt zu verändern: sie interessiert sich für die untergegangene Kultur der Mayas, für Trauerlieder und ist fasziniert vom Tod. Anderson sieht keine Chance für den Menschen, wie wir ihn heute definieren. Dafür sind die Veränderungen der Welt durch Medien wie den Feed zu gravierend. Wie Marshall McLuhan bereits 1964 feststellte, ist das Medium selbst ein massiver Eingriff in unser Leben, unabhängig von seinem Gehalt: „The medium is the message.“[28] Sein Beispiel des elektrischen Lichts kann ebenso auf die Informations­flut des Feed bezogen werden: „[It’s message is] totally radical, pervasive, and decentralized. For electric light and power are separate from their uses, yet they eliminate time and space factors in human association.“[29] Die alles durchdringende Veränderung des Feed lässt für die menschlichen Werte von heute, wie sie in Violet repräsentiert sind, nur noch den Tod als Weg. Doch Anderson beschreibt in Titus einen Träger für die Hoffnung in der neuen Welt des Empire. Er repräsentiert den neuen Menschen, post-feed sozusagen, der von Violet sensibilisiert wird. Violet kon­fron­tiert ihn mit seinen Unzulänglichkeiten, beginnt die ihm vom Feed vorgegeben Werte in Frage zu stellen und bringt Titus so schließlich dazu, eine Alternative zu sehen. Sein Besuch bei der sterbenden Violet ist freiwillig – eine menschliche Hand­lung ohne Konsumwert, die Titus sichtlich schwer fällt. Doch er geht den Weg, er­trägt das Leid, und bleibt am Ende des Romans als po­tentieller Multiplikator eines Ge­gen­­entwurfes bestehen. Anderson bietet einen Hoff­nungs­schimmer, der jedoch zwei­felbehaftet bleibt. Titus letzte Worte sind keine klare Aussage zur Alternative, statt­dessen bleibt der Gegenentwurf vage. Sie reprä­sentieren je­doch eine Botschaft, die wir als kritische Leser als Aussage gegenüber der bio­po­li­tisch kontrollierten Welt von Empire verstehen: „Everything must go!“[30]

4. Ergebnis

Alle drei Romane vereint das Anliegen, Empire und die damit verbunde biopolitische Macht transnationaler Konzerne aufzudecken und als dystopischen Weltentwurf anzuprangern. Ihnen allen ist eine kritische Tendenz zu Eigen, die ich als konzern­feind­liche Einstellung oder auch anti-corporate sen­ti­ment be­zeich­­ne und die mit Sorge eine Entwicklung in der Welt von heute sieht, die es aufzuhalten gilt.[31] Doch ihre Kritik richtet sich nicht gegen die Menschen, die innerhalb des Systems handeln, sondern vielmehr gegen das System selbst. Sie kritisieren die Macht der Konzerne, die entmenschlichte Ent­scheid­ung zugunsten des Profits, die aus der Welt­ordnung von Empire heraus entsteht. In der Veränderung der Welt vom inter­natio­nalen Staatenbund hin zum transnationalen System von Empire liegt auch eine weit­reich­ende Veränderung der sozio-politischen Verhältnisse begründet. Macht ist nicht mehr beschränkt auf die Herrschaft über den Staatsbürger, sie ist biopolitisch und uneingeschränkt, ohne Grenzen. Sie herrscht über das menschliche Wesen in seiner Existenz und Reproduktion. Und sie ist nicht mehr in der Hand gewählter Vertreter des Volkes, sondern wird von abstrakten Institutionen wie Konzernen und Gesell­schaften ausgeübt.

Diese geänderten Verhältnisse beschäftigen auch die drei vorgestellten Autoren und ihre dystopischen Zukunftsvisionen weisen diese Aussicht zurück. Margaret Atwood verweigert durch Crakes gleichzeitig zerstörerischen und schöpferischen Akt den Konzernen den uneingeschränkten Zugang auf die Reproduktion des Menschen. Sie erschafft einen Gegenentwurf, der ebenfalls im Bio­politischen begründet ist und der in seiner Radikalität die menschliche Rasse er­neuert, ihr die Möglichkeit zur Neuverhandlung des sozialen Lebens bietet und sie vor die Wahl stellt, sich neu zu definieren. Geoff Ryman folgt diesem Beispiel, erschafft aber keine neue Rasse, sondern lässt die Menschheit durch eine technische Entwicklung einen Evolutions­sprung machen, eröffnet ihr einen Aspekt des Lebens, der bis dahin verschlossen war. So werden die Menschen in Air sich vom biopoli­ti­schen Einfluss befreien können, ihnen wird die Freiheit geschenkt, sich einer neuen Kollektivität bewusst zu werden und somit einen utopischen Gegenentwurf zum konzern-kapitalistischen System zu ent­wickeln. Diese positive Grundstimmung trägt M.T. Anderson nicht, sein dys­to­pisches System scheint zu gewinnen. Violets Widerstand ist zwecklos und ein­zig in Titus leisem Zweifel liegt die Hoffnung auf Besserung. Anderson bietet die pessi­mistische Aussicht, dass die Menschen zu spät erkennen, dass sie nicht mehr existieren. In seinem Roman hat das biopolitische Machtgefüge die Menschen so stark verändert, dass der utopische Hoffnungs­schimmer nicht mehr in der darge­stell­ten Gesellschaft liegt, sondern nur noch im Ausbruch daraus, auch wenn dieser dem Tod gleichbedeutend ist. Allen drei Romanen ist jedoch bewusst, dass wir uns am Scheideweg befinden und die Fragen nach dem Ende des Menschen, nach den Wer­ten von Menschlichkeit und Natürlichkeit unseres Selbst, im Hier und Jetzt zu be­ant­worten sind. Somit beantworten alle drei Autoren Fukuyamas Frage mit einer War­nung, dass wir unsere Existenz aufs Spiel setzen, wenn wir dem ein­ge­schla­ge­nen Weg folgen. Jedoch wäre keiner der Romane so vermessen, uns einen alter­na­tiven Weg vor­zu­schreiben, vielmehr eröffnen sie uns Imagi­na­tions­räume, wie Frederic Jameson sie nennt: „object[s] of meditation, […]whose function is […] to jar the mind into some heightened but unconceptualizable consciousness of its own powers, functions, aims, and structural limits.“[32]

Primärliteratur:

M.T. Anderson: Feed. Cambridge: Candlewick 2002.

Margaret Atwood: Oryx and Crake. New York: Random House 2003.

Geoff Ryman: Air. London: Gollancz 2004.

Quellen:

Margaret Atwood: „My Life in Science Fiction“. in: Cygnos 22 (2); 2005.

Brooks Bouson: „’It’s Game Over Forever’: Atwood’s Satiric Vision of a Bioengineered Posthuman Future in Oryx and Crake“. in: Journal of Commonwealth Literature, 39 (3), Sept. 2004.

Danette DiMarco: „Paradice Lost, Paradise Regained: homo faber and the Makings of a New Beginning in Oryx and Crake“. in: Papers on Language & Literature, 41 (2), 2005.

Francis Fukuyama: „The End of History?“: IN: The National Interest; Summer 1989.

Francis Fukuyama: Our Posthuman Future: Consequences of the Biotechnology Revolution; New York: Picador 2002. [Dt. Ausgabe: Francis Fukuyama / Klaus Kochmann (Übers.): Das Ende des Menschen; Stuttgart, München: Deutsche Verlags-Anstalt 2002]

Michael Hardt / Antonio Negri: Empire. Cambrigde, Mass., London: Harvard UP 2000.

Frederic Jameson: „Of Islands and Trenches: Neutralization and the Production of Utopian Discourse“ (a review of Louis Marin, Utopiques: Jeux d’Espace). in: Diacritics, 7, No. 2 (Summer 1977).

Carl Gustav Jung: Zwei Schriften über Analytische Psychologie, hg. von Marianne Niehus-Jung [et.al.]. Olten: Walter-Verlag 1971.

Marshall McLuhan: Understanding Media: The Extensions of Man. London: Routledge, 1964.

Tom Moylan: Scraps of the Untainted Sky. Oxford: Westview Press 2000.

Lyman Tower Sargent: „US Utopias in the 21st Century“. Vortrag gehalten auf der Konferenz der Australia / New Zealand American Studies Association, Launceston, Tasmanien, Australien: Juli 9-12, 2006. Bislang unveröffentlicht.

Lyman Tower Sargent: „Three Faces of Utopianism Revisited“. IN: Utopian Studies 5(1), 1994.

Lars Schmeink: „Fears of Globalization – Anti-Corporate Visions in Recent Utopian Texts“. Vortrag gehalten auf der 8. Utopian Studies Conference, Plymouth, England. 12.-14. Juli 2007. Bislang unveröffentlicht.

Neal Stephenson: Snow Crash, London: Penguin 1992.

 


 

[1] Neal Stephenson: Snow Crash, London: Penguin 1992, S. 70

[2] Francis Fukuyama: „The End of History?“: IN: The National Interest; Summer 1989. Francis Fukuyama: Our Posthuman Future: Consequences of the Biotechnology Revolution; New York: Picador 2002. [Dt. Ausgabe: Francis Fukuyama / Klaus Kochmann (Übers.): Das Ende des Menschen; Stuttgart, München: Deutsche Verlags-Anstalt 2002]

[3] Fukuyama: Posthuman Future, Preface

[4] Michael Hardt / Antonio Negri: Empire. Cambrigde, Mass., London: Harvard UP 2000.

[5] Margaret Atwood: Oryx and Crake. New York: Random House 2003. Geoff Ryman: Air. London: Gollancz 2004. M.T. Anderson: Feed. Cambridge: Candlewick 2002.

[6] Hardt / Negri: Empire, Preface xiv

[7] Hardt / Negri: Empire, Preface xii f.

[8] Hardt / Negri: Empire, S.316 ff.

[9] Hardt / Negri: Empire, S.310.

[10] Hardt / Negri: Empire, S. 23 f.

[11] Lyman Tower Sargent: „US Utopias in the 21st Century“. Vortrag gehalten auf der Konferenz der Australia / New Zealand American Studies Association, Launceston, Tasmanien, Australien: Juli 9-12, 2006. Bislang unveröffentlicht.

[12] Lyman Tower Sargent: „Three Faces of Utopianism Revisited“. IN: Utopian Studies 5(1), 1994. S. 4 und S.9.

[13] Lyman Tower Sargent: „Three Faces“. S. 9.

[14] Ebd.

[15] Tom Moylan: Scraps of the Untainted Sky. Oxford: Westview Press 2000; p.xi-xiii.

[16] Lyman Tower Sargent: „US Utopias“, Absatz 2.

[17] Margaret Atwood: Oryx. S. 33. Kursiv im Original.

[18] Margaret Atwood: Oryx. S. 229.

[19] J. Brooks Bouson: „’It’s Game Over Forever’: Atwood’s Satiric Vision of a Bioengineered Posthuman Future in Oryx and Crake“. in: Journal of Commonwealth Literature, 39 (3), Sept. 2004. Anmerkung 17, S. 156.

[20] J. Brooks Bouson: „Satiric Vision“. S. 154.

[21] Danette DiMarco: „Paradice Lost, Paradise Regained: homo faber and the Makings of a New Beginning in Oryx and Crake“. in: Papers on Language & Literature, 41 (2), 2005.

[22] Danette DiMarco: „Paradice Lost“. S. 176.

[23] Margaret Atwood: Oryx. S. 366.

[24] Margaret Atwood: Oryx. S. 366.

[25] Margaret Atwood: „My Life in Science Fiction“. in: Cygnos 22 (2); 2005. S.163.

[26] Carl Gustav Jung: Zwei Schriften über Analytische Psychologie, hg. von Marianne Niehus-Jung [et.al.]. Olten: Walter-Verlag 1971. S.146. – Kursivsetzung im Original

[27] Geoff Ryman: Air. London: Gollancz, 2005. p.372f.

[28] Marshall McLuhan: Understanding Media: The Extensions of Man. London: Routledge, 1964. S. 15.

[29] Marshall McLuhan: Understanding Media. S. 17.

[30] M.T. Anderson: Feed. S. 300.

[31] Vgl. Lars Schmeink: „Fears of Globalization – Anti-Corporate Visions in Recent Utopian Texts“. Vortrag gehalten auf der 8. Utopian Studies Conference, Plymouth, England. 12.-14. Juli 2007. Bislang unveröffentlicht.

[32] Frederic Jameson: „Of Islands and Trenches: Neutralization and the Production of Utopian Discourse“ (a review of Louis Marin, Utopiques: Jeux d’Espace). in: Diacritics, 7, No. 2 (Summer 1977), S.21.

 


 

Die vollständige bibliografische Angabe lautet:

Schmeink, Lars. „Das Ende des Menschen? – Biopolitik im dystopischen Roman.“ Amerikanisches Erzählen nach 2000: Eine Bestandsaufnahme. Hg. Sebastian Domsch. München: Edition Text & Kritik, 2008. 281-95.

Der Artikel steht hier als PDF zur Verfügung: >> Das Ende des Menschen?